Lavendel - Lavandula officinalis *
Allgemeines
Lavendel mit Hummel
Lavendel ist eine der beliebtesten Gartenpflanzen, aber auch eine alte Gewürz- und Heilpflanze. Bereits Hildegard von Bingen berichtete im 12. Jahrhundert von vielfältigen Heilkräften des Lavendels. Lavandula officinalis - so der wissenschaftliche Name - ist in mehr als 30 Arten bekannt - und wurde 2008 zur Heilpflanze des Jahres gewählt. Volkstümlich wird er auch Schwindelkraut, Hirnkraut oder kleiner Speik genannt. Wegen seines ganz speziellen und intensiven Geruches kennt ihn wohl jeder als duftende Ingredienz zahlreicher Parfüms. In der deutschen Küche ist er kaum bekannt, und nur wenige wissen vermutlich um seine weitreichenden Heilwirkungen.
Vorkommen und Verbreitung
Wer Lavendel hört, denkt unweigerlich an Südfrankreich. Man sieht sie förmlich vor sich, die leuchtend blau-violetten Felder mit den wogenden Blütenständen, und glaubt den intensiven, typischen Duft zu riechen. Tatsächlich gilt als Heimat des Lavendels der westliche Mittelmeerraum. Schriftlichen Überlieferungen zufolge gab es ihn aber bereits im alten Ägypten. Schön frühzeitig hielt er auch Einzug in die hiesigen Klostergärten, und heute wächst er als Zierpflanze in vielen mitteleuropäischen Gärten.
Blütenrispen des Lavendels
Aussehen und Merkmale
Der Lavendel ist ein mehrjähriger Strauch, der je nach Art bis zu einem Meter hoch wird. Seine aufrechten Stängel mit ihren verästelten Zweigen und graufilzigen Blättern tragen wunderschöne Blütenrispen. Die zahlreichen Arten des Lavendels bezaubern jede für sich mit unterschiedlichen Blütenfarben, die je nach Art in dunklem Lila, kräftigem Rotblau oder zartem Rosa daherkommen. Es gibt sogar Lavendelblüten in unschuldigem Weiß. Sie sind unterschiedlich winterhart und haben auch verschiedene Ansprüche an ihren Standort. Generell ist der Lavendel mit eher anspruchslosem, trockenem und wasserdurchlässigem Boden zufrieden.
Inhaltsstoffe und Wirkung von Lavendel
Vom HMPC (Herbal Medicinal Product Committee) wurde Lavendel als traditionelle Heilpflanze eingestuft. Im Europäischen Arzneibuch (Ph.Eur.) ist die Qualität von Lavendelblüten (Lavandulae flos) und Lavendelöl (Lavandulae aetheroleum) zur medizinischen Verwendung festgelegt. Laut Packungsbeilage für die Standardanwendung von Lavendel in der Heilkunde gelten folgende Anwendungsgebiete: "Bei Befindungsstörungen wie Unruhezuständen, Einschlafstörungen, Appetitlosigkeit sowie bei funktionellen Oberbauchbeschwerden (nervöser Reizmagen, Meteorismus, nervöse Darmbeschwerden)."
Vor allem ätherische Öle, Gerbstoffe und Cumarine sind für
die Arzneiwirkung des Lavendels verantwortlich. Speziell sind hier Kampfer,
ein Abwehrgift gegen Keime, Bakterien und Pilze zu nennen, sowie Linalool
als Basisstoff für Düfte und Sterole, die für die Nervenreizübertragung
wichtig sind. Cumarine sind blutgerinnungshemmende Substanzen (Antikoagulanzien).
Das Zusammenspiel der wertvollen Inhaltsstoffe verleiht der Pflanze
antiseptische bzw. desinfizierend, entzündungshemmende,
krampflösende, schmerzlindernde, entblähende,
und durchblutungsfördernde und vor allem beruhigende
Wirkungen. Daraus lassen sich verschiedenste Anwendungsmöglichkeiten
ableiten.
Anwendung des Lavendels
Lavendelstrauch in Blüte
Innerlich als Tee, als Lavendelöl-Kapsel oder mit
wenigen Tropfen des klaren, leicht bitteren Öls auf einem Stück
Zucker wirkt die Heilpflanze typischerweise bei den oben aufgeführten
Beschwerden.
Aber auch die Aromatherapie mit Einatmen (Duftlampe, Vollbad, Kräuterkissen)
oder Einmassieren wirkt gerade bei psychischen Problemen sehr gut. Als
Zusatz für Inhalationen oder als Badezusatz werden die getrockneten
Blüten verwendet, für die Duftlampe das Öl. Zum Einmassieren
wird das Öl in ein Trägeröl gegeben. Werden die Blüten
in Leinen- oder Baumwollkissen eingenäht, können sie einfach
neben das Kopfkissen gelegt werden.
In der Volksmedizin und Naturheilkunde wird Lavendel außerdem
bei Atemwegserkrankungen wie Bronchitis, bei Rheuma, Migräne
und äußerlich bei Hautunreinheiten angewendet. Hierzu fehlen
jedoch wissenschaftlich anerkannte Studien.
In der Küche eignet sich Lavendel - sparsam eingesetzt - als köstlicher
Aromaspender für zahlreiche mediterrane Gerichte und Getränke.
Darüber hinaus kommt das aromatische Heilkraut auch in getrockneter
Form in Kleiderschränken zum Einsatz. Hier soll es mit seinem intensiven
Duft Kleidermotten und anderes Ungeziefer fern halten.
Verarbeitung und Verwendung
Medizinisch genutzt wird vor allem die Art Lavandula angustifolia, der "echte Lavendel". Die Blüten werden auf verschiedene Arten weiterverarbeitet. Für Lavendeltee bzw. Abkochungen und als Gewürz werden die Blüten schonend getrocknet. Eine zweite Verarbeitungsform ist das ätherische Lavendelöl, das mittels Destillation aus den Blüten gewonnen wird. Es wird zu verschiedenen Präparaten (z. B. Kapseln) und Produkten weiterverarbeitet. Das Öl wird sehr häufig für die Parfüm- und Kosmetikherstellung verwendet. Hier findet es sich in Cremes, Seifen, Dusch- und Körperlotionen, Badezusätzen und vielem mehr.
Anbau und Ernte von Lavendel
Lavendel wird in großen Anbaugebieten in Spanien, Frankreich und bis hinüber nach Bulgarien gepflanzt und geerntet. Blütezeit ist von Juni bis September, und das ist auch die Erntezeit. Denn verwendet werden vor allem die Blüten: als Arznei, als Gewürz und für die Parfüm- und Kosmetikindustrie. Jeder kann natürlich auch wildwachsenden Lavendel suchen oder seine Lavendelpflanze im eigenen Garten oder als Kübelpflanze auf dem Balkon nutzen. Die Pflanze ist ungiftig und daher auch für den Familiengarten geeignet.
Warnhinweise
Nebenwirkungen bei innerlicher Anwendung können vorübergehendes
Aufstoßen und leichte Übelkeit sein. Gegenanzeigen
und Wechselwirkungen sind derzeit nicht benannt. Von einer innerlichen
Verwendung des reinen ätherischen Öls ohne medizinische Abklärung
und genaue Einweisung in die Handhabung durch einen Arzt oder Heilpraktiker
ist jedoch abzuraten. Es kann zu Unverträglichkeiten und Reizerscheinungen
kommen.
Folgende Warnhinweise sind zu beachten: Bei empfindlichen Personen kann
Lavendelöl, wie übrigens alle ätherischen Öle, Reizungen
und allergische Reaktionen hervorrufen. Haut- und Schleimhautreizungen
sind möglich. Bei der direkten Inhalation können Atemprobleme
auftreten. Bei innerer Anwendung kann es bei hoher Dosierung zu Magen-Darm-Reizungen
kommen, auch Benommenheit ist möglich. Ungeklärt ist, ob die
Synthese von Sexualhormonen gehemmt werden könnte.
Für Schwangere und Stillende liegen bisher keine aussagekräftigen
Erkenntnisse für die Anwendung mit Lavendelblüten vor. Kinder
sollten keinen starken Lavendeltee trinken. Und für Kinder unter
2 Jahren sind Lavendelpräparate aller Art komplett tabu.
* Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hier gemachten Informationen wird keine Gewähr übernommen. Die hier vorgestellten Informationen stellen keine Form der Beratung dar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt.
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