Hirtentäschel - Capsella bursa-pastoris *
Allgemeines zum Hirtentäschel
Hirtentäschel - ganze Pflanze
Ein beinahe unscheinbares Pflänzchen am Wegesrand hat es richtig in sich: Das Gewöhnliche Hirtentäschel ist eine uralte Heilpflanze. Der schwedische Naturforscher Carl von Linné gab ihm den lateinischen Namen Capsella bursa-pastoris. "Capsella" ist die Kapsel, "bursa" heißt nichts anderes als Tasche oder Beutel, und "pastoris" ist der Schäfer oder Hirte. Der Name entstand wegen der eigentümlichen Form der Samenkapseln, die an die typische Taschenform der Hirten erinnert. Volkstümlich hat das Hirtentäschel eine schier unendlich lange Liste an Namen, darunter Herzelkraut, Bettseicherle, Beutelschneider, Schülersäckel, Täschelkraut, Bauernsenf, Kummerblume, Blutkraut oder Heinotterblume.
Vorkommen & Verbreitung von Hirtentäschel
Es wird vermutet, dass die Heimat des Hirtentäschels Regionen Westaseins und Südeuropas sind - gesichert ist das aber nicht. Schon lange ist die kleine Wildpflanze nämlich praktisch weltweit verbreitet. Sie wächst problemlos in der Ebene bis hinauf in subalpine Höhenlagen bis zu 2.500 Metern, auf Äckern, Böschungen, an Wegrändern und in Gärten. Grundsätzlich unterscheidet man nur drei verschiedene Arten, wobei lediglich das Gewöhnliche Hirtentäschel medizinische Bedeutung hat.
Aussehen und Merkmale des Hirtentäschels
Hirtentäschel gehört zur großen Pflanzenfamilie
der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Viele Kohlsorten,
Senf und Kresse sind demnach mit ihm verwandt. Die ein- bis zweijährige
Pflanze wächst aus einer Grundrosette mit gezähnten Blättern
heraus und erinnert hier ein wenig an Löwenzahn. Die Blüten
sind klein, weiß und sitzen traubenartig auf feinen Blütenstängeln.
Es entstehen nach der Befruchtung kleine grüne Samenschoten
in Form winziger Herzen, was die Heilpflanze
leicht identifizierbar macht. Die Herzchen enthalten jeweils 10 bis
12 Samen. Die Pflanze kann - je nach Standort - eine Wuchshöhe
zwischen 15 und 60 Zentimetern erreichen.
Heilanzeigen und Wirkung von Hirtentäschel
Tee aus Hirtentäschel
Von Heilkundigen der Antike über Hildegard von Bingen bis zur modernen Medizin: Hirtentäschel wird wegen seiner heilenden Wirkungen geschätzt. Medizinisch kommen alle oberirdischen Bestandteile zum Einsatz, also das Hirtentäschelkraut (Bursa pastoris herba). Die maßgeblichen Kommissionen E und D des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bescheinigen dem Hirtentäschelkraut nachweisliche Wirkungen.
- Kommission E: "innerlich zur symptomatischen Behandlung leichter Menorrhagie (= verstärkte Monatsblutung) und Metrorraghien (= Zwischenblutungen), lokal bei Nasenbluten und äußerlich bei oberflächlich blutenden Hautverletzungen".
- Kommission D: "Steinleiden, Gebärmutterblutungen, Schleimhautblutungen".
Die Traditionelle Medizin setzt Hirtentäschelkraut auch zur allgemeinen
Besserung der Befindlichkeit ein, die Volksmedizin zur Behandlung
von Regelschmerzen der Frau sowie Rheuma. Die Homöopathie
behandelt neben Blutungen auch Gallen- und Nierenprobleme damit. In
Asien wird es zudem zur Behandlung der Malaria verwendet.
Die Haupteinsatzgebiete von Hirtentäschelkraut ergeben sich jedoch
aus seiner ausgeprägt blutungshemmende Wirkung. Die hierfür
verantwortliche adstringierende
Wirkung wird auch bei der Behandlung von Krampfadern
und Hämorrhoiden genutzt. In diesem Zusammenhang ist zu beachten,
dass Hirtentäschel wehenfördernd wirkt und daher in
der Schwangerschaft gemieden werden sollte.
Außerdem werden ihm antibiotische, entzündungshemmende,
harntreibende und blutdruckregulierende Eigenschaften zugeschrieben.
Die Stoffwechsel fördernde Wirkung des Hirtentäschels soll
bei Rheuma helfen, der Verdauung zuträglich sein und beim Abnehmen
helfen.
Warum Hirtentäschel wirkt, ist bisher nicht wissenschaftlich abgeklärt.
Ob einzelne Wirkstoffe oder die Gesamtheit seiner wertvollen Inhaltsstoffe
verantwortlich für die Wirkung sind, bleibt also noch ein Geheimnis.
Fest steht: Hirtentäschel beinhaltet unter anderem reichlich Aminosäuren
und Proteine, Flavonoide wie Quercetin, Kämpferol und Diosmin,
dazu ätherische Öle, Tannine, Saponine, Alkaloide, Senfölglykoside,
Vitamin C, Kalium, sowie den Neurotransmitter Tyramin.
Verarbeitung & Darreichungsformen
Hirtentäschelkraut wir überwiegend als Tee verwendet. Die Qualität wird durch die Anforderungen des DAC (Deutscher Arzneimittel Codex) geregelt. Der Tee kommt bei allen Leiden der weiblichen Unterleibsorgane zum Einsatz. Etwas stärker aufgebrüht dient der Aufguss als Umschlag oder Nasentamponade gegen Blutungen. Eine Tinktur wirkt bei gleichen Einsatzgebieten etwas intensiver als Tee. Als Sitzbad können Hämorrhoiden damit behandelt werden. Auch Fertigarzneimittel wie Dragees, Kapseln oder Globuli sowie verschiedene Teemischungen werden angeboten. Kosmetika mit Hirtentäschel (Salben, Cremes) sollen gegen Altersflecken wirken.
Was weitgehend unbekannt ist: Hirtentäschel kann frisch als schmackhaftes und nährstoffreiches Gemüse oder als Salatzutat gegessen werden. Es soll dann einen trägen Darm wieder auf Trab bringen. Auch der Kreislauf soll neuen Schwung erhalten und die Durchblutung gefördert werden. Die jungen Triebe schmecken auch im Smoothie, die herzförmigen Früchtchen geben einem Salat ein nussiges Aroma, die Samen haben eine leicht pfeffrige Note.
Anbau & Ernte
Das Gewöhnliche Hirtentäschel sät sich in der Natur von selbst aus. Die Samen aus den herzförmigen Schoten fallen zu Boden und bleiben dort liegen. Als Lichtkeimer brauchen sie nicht mit Erde bedeckt werden. Wer Hirtentäschel selbst aussäen will, hat oft Probleme, überhaupt Samen zu kaufen: Es gilt als Unkraut, die medizinische Bedeutung ist nicht sehr bekannt und die Optik ist eher unspektakulär. Capsella bursa-pastoris dankt es jedoch mit einer äußerst langen Blütezeit von Frühjahr bis Spätherbst und einer Unmenge an Samen, die wiederum zur Aussaat dienen. Hirtentäschel liebt nährstoffreichen Boden und sonnige Standorte.
Warnhinweise und mögliche Nebenwirkungen von Hirtentäschel
Bei sachgemäßer Anwendung und Dosierung entsprechend der
jeweiligen Vorgaben des Präparates gilt Hirtentäschel als
frei von Neben- und Wechselwirkungen. Für das Kraut gilt eine Menge
von 10 bis 15 Gramm täglich als unbedenklich.
Wegen seiner zusammenziehenden Wirkung auf die Gebärmutter sollten
schwangere Frauen allerdings auf keinen Fall Hirtentäschel verwenden.
Auch bei einer Therapie mit nicht-selektiven MAO-Hemmern sollte wegen
des Tyramingehaltes kein Hirtentäschel genommen werden, da der
Blutdruck zu stark ansteigen kann.
* Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hier gemachten Informationen wird keine Gewähr übernommen. Die hier vorgestellten Informationen stellen keine Form der Beratung dar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt.
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