Bertram - Anacyclus pyrethrum L. *
Allgemeines
Römischer Bertram
Hinter dem botanischen Namen Anacyclus pyrethrum L. versteckt sich eine sehr alte Gewürz- und Heilpflanze - der Römische Bertram oder "echter" Bertram. Die auch als Teufelsbart, staudige Wucherblume, Leberbalsam, Nieskraut, Strauchmargerite oder römische Ringelblume bezeichnete Pflanze ist heute vor allem denjenigen bekannt, die sich für die Lehre der Hildegard von Bingen interessieren. Denn für die Benediktinerin und Universalgelehrte war Bertram ein Basisgewürz und Universalheilmittel zugleich. Es sollte möglichst täglich verwendet werden, um seine positiven Wirkungen auf unsere Gesundheit ausüben zu können.
Vorkommen und Verbreitung
Man unterscheidet etwa dreizehn Bertramarten, die vor allem in warmen Regionen verbreitet sind. Ihre Unterscheidungen werden vor allem nach den Herkunftsregionen vorgenommen. In unseren Breiten gab es kein natürliches Vorkommen, aber als so genannter Neophyt kam er unter dem Namen Pyréthre auch nach Frankreich und als "deutscher Bertram" in unsere Klostergärten. Heute gilt die Variante des deutschen Bertram als ausgestorben. Der römische oder "echte" Bertram wächst vor allem in Klein- und Vorderasien, Marokko, Algerien, Syrien, im Kaukasus und in Spanien. Als Zierpflanze wird Bertram auch in unseren Steingärten geschätzt.
Deutscher Bertram
Aussehen und Merkmale
Bertram ist auch als "spanische Kamille" bekannt, was die Pflanze ihrem Aussehen verdankt. Auch die Bezeichnung "Strauchmargerite" weist darauf hin, dass Bertram weiße, reich gefiederte Blüten mit einem gelben Blütenkörbchen ausbildet, die optisch sehr an die genannten Pflanzen erinnern. Einen Unterschied bildet die Unterseite der Blüten, die beim Bertram wunderschön zart lila gefärbt ist. Abends und bei Regen hat sie ihren großen Auftritt, weil dann die Blüten geschlossen werden. Die Blütezeit liegt zwischen Mai und September, der Duft der Blüten ist scharf-würzig. Die Pflanze besitzt eine Pfahlwurzel, aus der heraus der Bertram rosettenförmig bis zu einer Höhe von zwanzig bis dreißig Zentimetern herauswächst. Die Blätter sind fiederartig bläulich-grün gefärbt und stehen ungleichmäßig an den Blattstielen. Der "echte" oder römische Bertram ist zweijährig, und ihm werden die meisten Heilwirkungen zugesprochen.
Anbau und Ernte
Anacyclus pyrethrum vermehrt sich durch Aussaat zwischen Februar und
September direkt ins Freiland. Auch eine spätere Saat ist möglich,
dann blüht die Pflanze aber erst im zweiten Jahr. Trockene, steinige
Standorte und magere Böden sind die geeigneten Bedingungen für
die Pflanze. Bertram ist sehr genügsam, benötigt nur bei sehr
großer Trockenheit etwas Wasser und braucht keinen Dünger.
Bienen sind die Hauptbestäuber des Bertrams, sie nutzen ihn sehr
gerne als Weide. Als Gewürz und Heilmittel dient die Wurzel,
die im Herbst des zweiten Jahres geerntet wird.
Inhaltsstoffe, Wirkung & Anwendung
Es ist die Bertramwurzel, die im Interesse derer steht, die
Bertram als Gewürz und/oder Heilmittel nutzen wollen. Diese Pfahlwurzel
steckt voller interessanter Inhaltsstoffe, von denen vor allem Pellitorin
(früher: Pyrethrin), ein Alkamid mit antientzündlichen und
immunmodulatorischen Eigenschaften, sowie das chemisch verwandte Anacyclin
genannt werden müssen. Sehr wichtig ist auch der mit 25 Prozent
sehr hohe Anteil am Ballaststoff Inulin, einem süßlich
schmeckenden Mehrfachzucker, der positiv auf die Verdauung wirkt. Entzündungshemmende,
schmerzlindernde und antibakteriell wirkende Gerbstoffe, dazu
desinfizierende Harze, abwehrsteigernde Zuckerverbindungen sowie ätherische
Öle für die Atemwege sind weitere Substanzen, durch die
Bertram sich auszeichnet. Mineralstoffe und Spurenelemente wie Eisen,
Kalzium, Kieselerde, Mangan, Silizium und mehr ergänzen den Wirkstoffmix
der Heilpflanze.
Eine umfassende Übersicht über die Inhaltsstoffe der Bertramwurzel
finden Sie unter www.bertram-wurzel.de.
Wegen seiner vielfältig wirkenden Inhaltsstoffe und deren gesundheitsförderndem
Zusammenspiel kam Bertram in der Volksheilkunde auf zahlreichen Gebieten
zur Anwendung. Er galt als Aphrodisiakum ebenso wie als Zahnschmerzmittel.
Lähmungen nach Schlaganfällen wurden mit der Wurzel gleichermaßen
behandelt wie Rheuma, Mundtrockenheit und Verdauungsbeschwerden. Auch
der Geist sollte klarer werden und depressive Verstimmungen verschwinden.
Hildegard von Bingen sah Bertram als Mittel zur Prävention vor
Erkrankungen und Stärkungsmittel nach überstandener Krankheit.
Zurzeit befassen sich viele wissenschaftliche Studien mit der alten
Heilpflanze. Sie zeigen, dass Bertram tatsächlich ein potentielles
Heilmittel bei einer ganzen Reihe von Krankheiten sein könnte.
Verarbeitung & Verwendung
Römischer Bertram
Die Wurzel des Bertrams wird getrocknet und zu Pulver vermahlen, das dann als Gewürz in den Handel kommt. Denn hierin stecken sowohl der mild-scharfe, leicht zusammenziehende (adstringierende) Geschmack der Pflanze als auch ihre wertvollen Inhalts- und Wirkstoffe. In der Küche kann Bertram fast in alle Speisen wandern, denn er unterstreicht eher den Geschmack der Lebensmittel als ihn zu verändern. So kann das Gewürzpulver zu Fisch und Fleisch, Gemüse und Salat, Suppen und Soßen, im Frühstücksmüsli und Dessert verwendet werden. Auch beim Backen von Brot oder im Kräuterquark passt sich Bertram problemlos an. Nicht umsonst nannte Hildegard von Bingen ihn ein Universalgewürz, denn er ist wirklich universell einsetzbar. Wer seine gesundheitliche Wirkung noch intensiver nutzen möchte, kocht aus dem Pulver einen Bertram-Tee, der vor allem der Verdauung gut tun soll.
Warnhinweise
Bertram besitzt mit Pellitorin einen Wirkstoff, der als toxisch gilt. Pellitorin wird beispielsweise auch als Nervengift in der Schädlingsbekämpfung eingesetzt. In größerer Dosis können Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magenbeschwerden und Kopfschmerzen auftreten. Es ist also ein sparsamer Einsatz des Gewürzes empfehlenswert. Bei äußerlicher Anwendung - zum Beispiel als Umschlag bei Hexenschuss oder Einreibung bei Gelenkschmerzen - können laut Monographie der Kommission D Hautreizungen auftreten. Allgemein gilt Bertram aber als gut verträglich und es sind bei sachgerechter Anwendung keine Neben- und Wechselwirkungen bekannt.
* Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hier gemachten Informationen wird keine Gewähr übernommen. Die hier vorgestellten Informationen stellen keine Form der Beratung dar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt.
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