Brennnessel - Urtica dioica & Urtica urens *
Allgemeines
Brennnessel Blätter
Die Brennnessel gilt schon seit der Antike als anerkannte Heilpflanze. Hildegard von Bingen schätzte sie als blutreinigendes Gemüse, die Kommission E (BGA/BfArM) bestätigt ihre Wirkung bei entzündlichen Erkrankungen der ableitenden Harnwege (innerlich) sowie bei Rheuma (innerlich und äußerlich). Wissenschaftliche Studien befassen sich mit dem Allerweltskraut, das eigentlich ein Tausendsassa in Sachen Gesundheit ist. Früher wurde die Brennnessel wegen ihrer langen Bastfasern auch zur Herstellung von Nesselstoff bzw. Nesseltuch verwendet. Kraut und Wurzeln dienten außerdem zum Färben der Stoffe.
Vorkommen und Verbreitung
Die Brennnessel ist ein weit verbreitetes Wildkraut. Sie kommt fast weltweit vor, außer in den Polarregionen und im tropischen und südlichen Afrika. Sie ist Indikator für nährstoffreichen, feuchten Boden und überall an Weg- und Waldrändern, Gräben, auf stickstoffreichen Brachflächen, in der Nähe von Teichen und Bächen und auf Kuhweiden zu finden. Oft wird sie als Unkraut bezeichnet, weshalb sie im heimischen Garten meist entfernt wird.
Brennnessel
Aussehen und Merkmale
Brennhaare am Blattstiel
Die Brennnessel bildet ihre eigene Familie: die der Brennnesselgewächse, lateinisch Urticaceae. Sie gehört zu den Rosenartigen (Rosales). Die bekanntesten Vertreter sind die Kleine Brennnessel und die Große Brennnessel. Sie unterscheiden sich im Wesentlichen dadurch, dass die Kleine Brennnessel (Urtica urens) einhäusig ist, an ihr also weibliche und männliche Blüten zu finden sind. Die Große Brennnessel (Urtica dioica) ist zweihäusig, sie hat entweder nur weibliche oder nur männliche Blüten. Die weiblichen Pflanzen haben längere Blütenrispen, in der Wuchshöhe unterscheiden sich die beiden Arten aber kaum. Die Brennnessel hat bis zu 20 cm lange, auffallend gesägte und spitz zulaufende Laubblätter. Ihre eher unscheinbaren, weißen bis hell violetten Blüten blühen ab Mai, oft bis in den Herbst.
Das Hauptmerkmal der Brennnessel ist wohl die besondere Eigenschaft, die der Pflanze ihren Namen verliehen hat: Werden die Blätter berührt, verursachen sie das unangenehme, oft heftige Brennen auf der Haut, mit dem wohl jeder schon Bekanntschaft schließen musste. Das Brennen wird verursacht durch den Ausstoß von hochwirksamen Abwehrstoffen der Pflanze durch feinste Kapillarhärchen (Brennhaare), die bei Berührung an der Spitze brechen. Diese Stoffe der Brennflüssigkeit (Histamine, giftige Proteine und Säuren) verursachen juckende Ausschläge und Schwellungen bis hin zu allergischen Reaktionen. Die Handernte für den Eigenbedarf sollte also immer mit Handschuhen erfolgen.
Anbau und Ernte
Der gezielte Anbau der Brennnessel erfolgt ausschließlich für medizinische Zwecke. Sowohl die Große Brennnessel als auch die Kleine Brennnessel werden hierfür verwendet, denn ihre gesundheitlichen Wirkungen sind identisch. Während für kleinere Anbauflächen die Vermehrung durch Wurzelausläufer oder Jungpflanzenaufzucht geeignet ist, wird für den großflächigen Anbau eher die Direktaussaat gewählt. Von Ende März bis Mitte Mai ist die geeignete Aussaatzeit.
Die Ernte kann im ersten Jahr etwa drei Mal erfolgen,
und zwar jeweils Ende Juni, Juli und August. Im zweiten Jahr
kann sogar fünf Mal geerntet werden, im Mai beginnend bis September.
Dafür werden die oberen 8-10 Zentimeter der Blätter
abgeschnitten. Vor dem Schnitt muss auf Unkräuter geprüft
und diese gegebenenfalls entfernt werden. Nach mehrjährigem Anbau
kann dann auch die Wurzel geerntet werden, da diese ebenfalls
wertvolle gesundheitsfördernde Inhaltsstoffe aufweist.
Brennnessel Inhaltsstoffe
Die Brennnessel ist pharmazeutisch in allen ihren Teilen zu nutzen.
Blätter, Stängel, Samen und Wurzeln besitzen wertvolle
Inhalts- und Wirkstoffe. Die verschiedenen Pflanzenteile unterscheiden
sich inhaltlich leicht und werden deshalb schwerpunktmäßig
bei verschiedenen Gesundheitsproblemen wirksam.
Die Blätter und Stängel sind reich an Mineralstoffen wie Calcium,
Eisen, Kalium, Kieselsäure, Kupfer, Mangan, Magnesium. Bis
zu sagenhaften 20 Prozent kann der Anteil der Mineralstoffe betragen.
Hinzu kommen Vitamine wie B1, C, K, Provitamin A, schnell verwertbare
Proteine, die Nervenbotenstoffe Serotonin und Acetylcholin, die Flavonoide
Quercetin und Kämpferol sowie verschiedene Säuren. Nicht zu
vergessen: reichlich gesundheitsförderndes Chlorophyll. Die Samen
(Früchte) punkten zusätzlich mit etwa 30 Prozent hochwertigen
Fetten, darunter ungesättigte Fettsäuren wie die Linolsäure.
In den Wurzeln stecken außerdem Gerbstoffe und Phytohormone (Lignane)
sowie Polysaccharide.
Wirkung der Brennnessel
Insgesamt gilt die Brennnessel als entzündungshemmend, blutreinigend und blutbildend, entschlackend, harntreibend und ausscheidungsfördernd, schmerzlindernd, bakterienabtötend, immunstimulierend, antirheumatisch und gichtwidrig, durchblutungsfördernd, stoffwechselanregend, zellschützend und wundheilend, allgemein stärkend, haut- und haarpflegend.
Anwendung
Die Anwendungsmöglichkeiten der Brennnessel sind vielfältig. Wissenschaftlich anerkannt sind die Durchspülungstherapie bei Beschwerden der ableitenden Harnwege und der Einsatz bei rheumatischen Beschwerden. Die Liste der traditionellen und alternativmedizinischen Anwendungsgebiete ist schier unendlich. Man findet Zusätze der Heilpflanze auch in Haarpflegemitteln. Es gibt Zubereitungen als Tee (auch mit anderen Heilkräutern gemischt), Saft, Tonikum, Dragees und Tabletten. Brennnesselöl wird zur Hautpflege verwendet.
Verarbeitung & Verwendung
Brennnessel mit Blütenständen
Die bekannteste Verwendungsform ist der Brennnesseltee aus getrockneten Blättern, Stängeln und teilweise Samen. Er wird im Rahmen von Fasten- und Frühjahrskuren zur Entschlackung, bei rheumatischen Erkrankungen zur Entzündungshemmung und Schmerzlinderung, bei Harnwegserkrankungen als Blasentee, in der Frauenheilkunde zur Blutbildung bei starker Menstruation und Zyklusunregelmäßigkeiten, gegen Frühjahrsmüdigkeit und zur Kräftigung nach überstandener Krankheit getrunken. Und diese Liste ließe sich sicher noch fortsetzen. Alternativ ist der Saft der Brennnessel beliebt, er wirkt bei den gleichen Beschwerden wie der Tee. Er kann selbst hergestellt oder im Reformhaus gekauft werden.
Der Samen gilt als allgemein kräftigendes Powerpaket bei Erschöpfung. Er wird oft zusammen mit dem Kraut im Tee verarbeitet. Am einfachsten ist es aber, ihn frisch oder getrocknet einfach über fertige Gerichte, Müsli, Salat oder aufs Butterbrot zu streuen. Er hat einen leicht nussigen Geschmack. Äußerlich werden Zubereitungen (Brei) aus den Früchten bei Hautproblemen wie Akne aufgetragen. Früher wurden die Samen als Aphrodisiakum verwendet.
Brennnessel Rezepte
Was vielfach zu kurz kommt: Brennnesseln sind auch ein gesundes und schmackhaftes Gemüse. In der Küche zeigt sich die Heilpflanze als echtes Multitalent und gilt als "heimisches Superfood". Die Blätter können zubereitet werden wie Spinat, als Zutat in Spätzle, Risotto oder auf Tartes wandern, eine herrliche Suppe abgeben, mit gebacken werden oder roh den Salat ergänzen. Hier die Rezepte für eine köstliche Brennnessel-Tasche und eine entschlackende Suppe:
Brennnessel-Tasche
Für die Tasche reichlich Spitzen (die oberen 10 cm) Brennnesseln
ernten und wie Spinat dünsten. Je nach Vorliebe mit Ziegen-, Schafs-
oder normalem Frischkäse vermengen und mit Salz, Pfeffer und Muskat
würzig abschmecken. Fertigen Blätterteig (Quadrate) mit der
Käse-Brennnesselmischung füllen, diagonal zuklappen und die
entstandenen Dreiecke mit Wasser oder Eiweiß festkleben. Im Backofen
10-15 Minuten backen.
Brennnessel-Suppe
Für die Suppe werden etwa 300 g frische Brennnesselblätter
benötigt. Je eine klein gehackte Zwiebel und Knoblauchzehe glasig
andünsten, eine in Ringe geschnittene Lauchstange, eine gewürfelte
Kartoffel sowie die Brennnesselblätter hinzufügen und mit
500 ml Gemüsebrühe auffüllen. Nach etwa 30 Minuten sanftem
Köcheln pürieren, eventuell einen Schuss Sahne einrühren
und abschmecken.
Warnhinweise
Brennnesseln gelten als allgemein sehr gut verträglich, besitzen
wie alle pflanzlichen Heilmittel aber auch ein allergenes Potential.
Selten treten Nebenwirkungen wie Durchfall oder Blähungen auf,
vor allem bei Nutzung älterer frischer Pflanzen oder Überdosierung.
Als Tagesdosis werden häufig maximal 12 Gramm Kraut oder 6 Gramm
Wurzel empfohlen.
Wechselwirkungen könnten mit blutzuckersenkenden und blutgerinnungshemmenden
Mitteln auftreten, hier ist eine entsprechende Überwachung anzuraten.
Absolute Gegenanzeigen sind eine eingeschränkte Herz- oder Nierentätigkeit,
die harntreibende Wirkung könnte die Organe überfordern.
* Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der hier gemachten Informationen wird keine Gewähr übernommen. Die hier vorgestellten Informationen stellen keine Form der Beratung dar. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Ihren Hausarzt.
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